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Bei mildem Herbstwetter trafen sich 35 Unterstützerinnen und Unterstützer des Projektes Tenna Hospiz auf der Terrasse der “Alten Sennerei” in Tenna/GR. Othmar F. Arnold (Pflege-Wohngemeinschaft) und Pascal Hofmann (Architekt) schilderten eine Übersicht über das erste Betriebsjahr des neuen Gebäudes und der darin wirkenden Wohngemeinschaft für den letzten Lebensabschnitt.

(photo credit Tammo Schlüter)

Die geladenen Gäste aus nah und fern, Nachbarn, Fachleute, Mitbewohnende, Spenderinnen und Stiftungsvertreterinnen setzten sich danach in die grosse Stube der “Alten Sennerei” zum traditionellen Mittagessen mit kräftiger Suppe und Brot. Die von der Wohngemeinschaft bereitete Suppe mundete allen gut.

Die Suppe hatte einen grossen Anteil regionaler Zutaten, so wie das klimaneutrale Gebäude und die WG selbst. Dabei kamen auch Zutaten vom eigenen Garten und Acker in den grossen Topf.

Mit grosser Spannung erwarteten die Gäste, auch solche die dafür spontan anreisten aus der Region Surselva, auf das Gespräch über die Entwicklung und die Aussichten in der Palliative Care mit Dr. Roland Kunz.

Herr Kunz, Sie beschäftigen sich als Geriater und Palliativ-Arzt seit vier Jahrzehnten mit der letzten Lebensphase eines Menschen. Ist das nicht manchmal schwer?
Nein, überhaupt nicht (lächelt). Denn keine andere Form der Medizin ist so intensiv wie die Palliative Care. Wer sich um Menschen in der letzten Lebensphase kümmert, bekommt unglaublich viel zurück. Mein Team und ich erfahren so viel Tiefe in den kurzen Beziehungen und Dankbarkeit, das ist enorm bereichernd. So gesehen, werden wir jeden Tag beschenkt.

Dann frage ich anders: Ist es nicht anstrengend, sich jeden Tag mit dem Sterben auseinanderzusetzen?
Natürlich ist es «happig», aber nicht, weil die letzte Lebensphase dunkel oder anstrengend wäre, sondern es ist die Intensität unserer Arbeit, die starken Gefühle, die zehren können. Aber eben: Die Patienten geben uns gleichzeitig so viel zurück, ich bin dankbar dafür.

Und wie erholen Sie sich? Wo tankt der Palliativ-Mediziner auf?
Im Gespräch! Wir sind ja ein Team – übrigens ein Kernelement von Palliative Care, denn nur gemeinsam und über alle Disziplinen hinweg können wir Menschen mit chronisch fortschreitenden Krankheiten begleiten und betreuen – und gemeinsam besprechen wir, was uns berührt, wie es uns geht. Wir alle benötigen viele Gespräche, um im Gleichgewicht zu bleiben.

Seit knapp 40 Jahren prägen Sie die palliative Entwicklung in der Schweiz. Wussten Sie schon während des Studiums, dass Sie dereinst Palliativ-Mediziner werden möchten?
Ich sage es mal so: Ich wurde nicht Arzt, weil mich etwa die Naturwissenschaften oder die Technik interessierten, sondern die Beziehung zu Menschen. Insofern war der Weg «angelegt», denn Palliative Care ist Beziehungsarbeit. Letztlich waren es dann aber biografische Schlüsselmomente, die mich zum Thema der letzten Lebensphase brachten.

Auszug aus dem Gespräch mit Dr. Roland Kunz.

Es war ein grosses Privileg, einen Pionier der Palliativversorgung in der Schweiz unter uns zu haben und von ihm auch zu hören, wie das Projekt Tenna Hospiz ins grosse Bild vom Umgang mit Leben und Sterben passt.

Die Feier zum Welt-Hospiz-Tag 2022 im Tenna Hospiz klang dann aus mit angeregten Gesprächen unter den Gästen, die auch dem feinen Kaffee und die im Dorf hausgemachten Kuchen geniessen konnten.

(Bilder von Annette Malek-Becker)