Der Verein Tenna Hospiz versucht seit mehr als drei Jahren, mit Hoffnung und verschiedensten Strategien, genügend Aktive zu finden, um die 400 Stellenprozente, notwendig für den Betrieb der Pflege-Wohngemeinschaft für den letzten Lebensabschnitt in der „Alten Sennerei“ in Tenna, adäquat zu besetzen.
Haushalthilfe, sorgende Mitbewohnerin, Sorgende Mitunternehmerin
Je mehr die erforderliche Verantwortung, als Gegengewicht zur Freiheit, erwähnt wurde in den Inseraten, desto kleiner wurde die Anzahl der Anfragen und Bewerbungen. Die Höhe des Gehaltes hat diese Dynamik nicht verändert. Das romantische 100-Seelen-Dorf im abgelegenen Bergtal erweist sich als Standortnachteil.
Ein Teil des Vorstandes des Vereins Tenna Hospiz wollte den Betrieb schon vor Betriebseröffnung einstellen. Sie stellten sich auf den Standpunkt, dass alle Stellenprozente gefüllt sein müssten, um operativ zu werden. Die bereits ausgesprochene Zusage an zukünftige Mitbewohnende war für sie kündbar. Ich verstehe als CEO die Unternehmenslogik hinter dieser Haltung. Diese ist jedoch unhaltbar für die Vision einer Lebensgemeinschaft!
Als direkt Betroffener setzte ich immer auf Zuversicht: Die sprichwörtliche „Nadel im Heuhaufen“ wird sich zeigen – und finden lassen. Dazu braucht es Geduld und Demut.
„Und es geschah im abgelegenen Safiental – in jener Zeit der gewählten Populisten und selbst-ernannten Grosskapitalisten. Die Arbeitsstelle gebot Jahresend-Urlaub und es wurde Heiliger Abend. Sie sass noch in der Herberge, genoss die Ruhe und den Kräutertee – genauso wie die wie die Gespräche und die kurzen Begegnungen. Und es wurde dunkel und kalt – Winternacht auf 1’657 müM. Die Wirtsleute wiesen sie nicht weg, sondern luden sie ein, zum Abendessen zu bleiben.“
DA SII UND ZIIT HA FÜRÄNAND – GASTLICH SII“ liest der Hausspruch an der Fassade der „Alten Sennerei“ in Tenna/GR.
Brot, Käse, Fruchtsalat – und gemeinsame Zeit.
Es wurde kein Kind geboren, das zum Erlöser werden sollte. Nach weiteren Besuchen im Café im Anschluss an sonnige Winterwanderungen, wie auch nach bedeutungsvollen und unspektakulären Interaktionen mit den Mitbewohnenden, ergab sich, kurz vor der Abreise in den gewohnten Arbeits- und Erwerbsalltag, ein Bewerbungsgespräch.
Ein Zeugnis von Zuversicht und Glaube, wie ich mir das immer wünschte. „Was bleibt, wenn die grossen Entwürfe zerbröseln?“ (Thorsten Dietz, Publik-Forum 13/2024)
Es gibt Alternativen – wir leben sie!
Mit der Zuversicht, dass wir einen Unterschied machen – dass wir das Licht leuchten lassen wenn die Welt dunkel scheint – nicht mit der Hoffnung, dass eine Behörde oder ein Gremium alles zum Guten richten wird. Im Glauben, dass es möglich ist, auch heute, ein Stück Himmel auf Erden zu leben.
„Es bleiben die vielen Geschichten von trotziger Zuversicht, gegen das Kleingläubige der Zeit.“