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Die Ausgangslage – das Grundverständnis

Leben in Würde und das menschliche Mass sind die wesentlichen Leitmotive des Projektes Tenna Hospiz. Die Initianten des Vereins Tenna Hospiz gehen davon aus, dass jeder Mensch in jeder Lebensphase selbstbestimmend ist und Fähigkeiten hat, die für die Gemeinschaft eingesetzt werden können. Auch im Betrieb der Wohngemeinschaft “PflegeWeGe” werden diese individuellen Fähigkeiten eingesetzt und als wertvolle Beiträge anerkannt. Pflegebedürftige sollen nicht einfach ‘behandelt’ werden, sondern – wenn möglich und gewollt – im Alltag einbezogen bleiben. Pflegende Angehörige werden ebenso liebevoll einbezogen und entlastet, nicht ersetzt. Pflegekräfte und Fachpersonen sind engagierte Mitmenschen, welche die Unterstützung für die Leute im letzten Lebensabschnitt erweitern, nicht externe Expertinnen.

Das Projekt baut auf ein Zusammenspiel von stationärem und ambulantem Hospiz-, Pflege- und Betreuungsangebot. Diese baut auf den gewachsenen sozialen und kulturellen Strukturen und Traditionen auf, die im Safiental lebendig sind. Bestehende regionale Ressourcen (Spitex, Palliativer Brückendienst etc.) werden genutzt und gestärkt, ohne kostspielige Parallel-Dienstleistungen und Infrastruktur (Konkurrenz) zu schaffen.

Ebenso wichtig ist der bewusste Bezug auf das menschliche Mass und auf die sozial-ökonomischen Realitäten. Das Gebäude wird nicht einfach ein effizienter Zweckbau sein; es wird vielmehr ein beseeltes Haus, das die Pflegephilosophie der Initianten verkörpert. Es war herausfordernd, die räumlichen Dimensionen und die Lage im Bergtal mit den vielschichtigen internen Dimensionen in Einklang zu bringen: Die Bewohner werden im letzten Lebensabschnitt sowohl der Welt zugewandt bleiben, aber auch die zunehmende “Nähe zum Himmel” erfahren können. Das Bedürfnis nach Geselligkeit, wie auch nach zurückgezogener Stille – die aktive Partizipation, aber auch die volle Pflegebedürftigkeit – sollen auch durch die Einrichtung ermöglicht und unterstützt werden.

Die Bewältigung des Alltags in der Wohngemeinschaft “PflegeWeGe” orientiert sich an einem Familienmodell und kopiert nicht einen industriellen Ablauf, der auf Effizienz und Gewinnschöpfung basiert. Fazit: Für den Verein Tenna Hospiz ist der Mensch kein Kostenfaktor, sondern ein Mitmensch mit einzigartigen Bedürfnissen und Fähigkeiten. Deshalb ist es wichtig, als Mitbewohnende ein gutes Mass an Respekt, Konfliktfähigkeit und Vertrauen mitzubringen.

Zum Grundverständnis gehört zusätzlich die regionale Verankerung: Die “Alte Sennerei” liegt im abgelegenen Bergtal und im Naturpark, und ist kulturell mit der Walser Kultur (Vulnerabilität, Selbstverantwortung und Autonomie) verwurzelt. Es ist eine Initiative von Berglern für Bergler!

Einsamkeit und Anonymität sind zunehmend Thema in westlichen Industriegesellschaften – und zwar nicht nur im Alter. Das Projekt “Alte Sennerei” will dies verhindern oder zumindest verringern. Ein anderes, politisches Thema sind die öffentlichen und privaten Gesundheits-, Pflege-, und Betreuungskosten, insbesondere für den letzten Lebensabschnitt. Mit dem Modell “PfegeWeGe” reduzieren sich diese markant.

Ein spezielles Element innerhalb der Wohngemeinschaft “PflegeWeGe” ist das Vorbereitet-Sein auf den Sterbeprozess als Teil des Lebens. Mitglieder der Wohngemeinschaft sind fachlich qualifiziert in Palliative Care, guter Betreuung und haben durch ihre Erfahrung eine hohe Kompetenz in der Begleitung Sterbender. Der achtsame Umgang mit der Thematik (Ars vivendi – Ars moriendi) wird Teil des Alltags sein.

Eine vertiefte Einsicht in das Grundverständnis ergibt sich aus der Auseinandersetzung mit zwei spirituellen Quellen: der franziskanischen Spiritualität und dem Quäkertum. Gleichwertigkeit, Würde, Gemeinschaft, soziale Gerechtigkeit und Solidarität, Einfachheit und nachhaltiger Umgang mit natürlichen Ressourcen sind entsprechende Werte, die im ausführlichen Projektbeschrieb sichtbar werden